Herzlich Willkommen beim Blog über unser Orgelprojekt #orgelgreiz2022

Auf dieser Seite sollen die Fortschritte der im September 2021 begonnenen Restaurierung der Greizer Kreutzbach-Jehmlich-Orgel protokolliert werden, um so den aktuellen Stand des Projekts nachverfolgen zu können. Im Dezember 2022 feierte die Kirchgemeinde in einem Festgottesdienst den Abschluss der Restaurierung.
In regelmäßigen Abständen wurden die hier aufgelisteten Beiträge aktualisiert (der neueste Bericht steht jeweils ganz oben). Um die Fotos zu vergrößern bitte einfach das entsprechende Bild anklicken!

18. Dezember 2022

Es ist geschafft! Die Kreutzbach-Jehmlich-Orgel in der Greizer Stadtkirche wurde heute, nach 15 Monaten der Restaurierung, endlich eingeweiht. Im Festgottesdienst (s. Foto 1) war unter der Leitung von Kantor Ralf Stiller der Kantatenchor Greiz mit der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach und Solisten zu hören. Matthias Eisenberg, der unser Projekt schon länger unterstützt, spielte an der erneuerten Orgel Bach und Reger. Ein beeindruckender Klang, den es zuvor wohl für Jahrzehnte nicht in unserer Kirche zu hören gab...

Außerdem sprach Ministerin Heike Taubert im Gottesdienst über die finanzielle Förderung der Orgelrestaurierung durch PMO-Mittel und Orgelbaumeister Tilmann Späth vom Freiburger Orgelbau fasste die Arbeiten und Besonderheiten an diesem Instrument vor der versammelten Gemeinde zusammen.

Danke an alle, die zum Erfolg dieses riesigen Projekts beigetragen haben! Herzlichen Dank an die Hauptamtlichen der Greizer Kirchgemeinde, vor allem an Kantor Ralf Stiller und Michael Riedel, der bis 2020 in Greiz geschäftsführender Pfarrer war, sowie Pfarrer Tobias Steinke und Hausmeister Reinhard Limmer. Einen besonderen Dank an zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die die Begeisterung für unsere Orgel teilen und in verschiedensten Situationen ihre Unterstützung mit einbrachten. Danke auch an die vielen Unternehmen, die in den letzten Monaten auf ganz unterschiedliche Art ihre Expertise zur Verfügung stellten.
Der größte Dank gilt aber natürlich den Mitarbeitern der Firma Freiburger Orgelbau mit ihrem Geschäftsführer Tilman Späth. Mit Professionalität, Erfahrung, Geduld und viel Freude gelang es ihnen, unsere Orgel bestmöglich zu sanieren und sie so auf große zukünftige Aufgaben vorzubereiten! Ein jahrelanger Tram wird dadurch endlich wahr.

Auf dem zweiten Foto ist ein Großteil derjenigen zu sehen, die dieses Projekt umfassend unterstützten/verwirklichten: die Orgelbauer, Kantor Ralf Stiller, Pfarrer Tobias Steinke sowie einige Ehrenamtliche.
Das dritte Foto zeigt den Gemeindekirchenrat mit den Orgelbauern, unserem Kantor und Dr. Olaf Geidel bei der Orgelabnahme.

Unsere Kreutzbach-Jehmlich-Orgel besitzt 3840 Pfeifen mit 58 klingenden Register, zzgl. zwei Transmissionen, zwei Oktavauszügen und einem Register mit Kanzellentremulant (Schwebeflöte). Zur Erklärung: Bei einer Transmission kann das Register, welches einem bestimmten Manual zugeordnet ist, auch von einem zweiten Manual aus per Registerwippe (also ohne Koppel) angesteuert werden. Die Bezeichnung der "beiden" Register (die ja doch nur ein Register sind), ist dabei meist verschieden, z.B. Lieblich Gedackt 16' --> Transmission: Gedacktbass 16'.
Bei einem Oktavauszug nutzt ein höheres Register (z.B. 8') die selbe Pfeifenreihe eines tieferen Registers (z.B. 16'). Die Klangfarbe der beiden Register ist daher gleich (auch wenn die Register ebenfalls unterschiedlich benannt sein können); allerdings liegt der tiefste Ton des 8'-Registers eine Oktave höher, als der tiefste Ton des 16'-Registers.

Für alle, die noch mehr zur Orgeleinweihung wissen möchten, gibt es im Greizer Gemeindebüro bei Frau Rau eine Festschrift zu kaufen (5 €). Sie enthält mehrere Grußworte, Daten zur Restaurierung, Infos zur Orgelbaufirma und vieles mehr...

Wir sammeln auch weiterhin Spenden für unser Orgelprojekt. Unterstützen Sie uns bitte dabei:
Evang. Kirchgemeinde Greiz, IBAN DE18 8305 0000 0000 6015 51,
Verwendungszweck: Orgelsanierung Stadtkirche

Fotos: Kirchgemeinde Greiz (Fotos 1 & 3), Freiburger Orgelbau (Fotos 2, 4-6)

12. Dezember 2022

Wie stimmt man eigentlich eine Orgel? Ganz genau, indem man jede einzelne Pfeife stimmt....

In den letzten Wochen füllten sich die Pfeifenreihen in unserer Orgel immer mehr (s. Foto 1) und zunehmend testen die Orgelbauer mit Spielproben, wie sich das fast fertige Instrument bisher anhört. Aber noch sind die Register nicht vollends aufeinander abgestimmt. Um der Orgel zum richtigen Klang zu verhelfen, reisten zwei weitere Mitarbeiter der Firma Späth zu uns nach Greiz - die Intonateure. Sie sind für das Stimmen der über 3800 Pfeifen verantwortlich und überprüfen die Balance der Register untereinander.

Je nach Pfeifenart müssen die Intonateure die Tonhöhen der Orgelpfeifen mit verschiedenen Techniken anpassen. Der Großteil unserer Pfeifen gehört zu den Labialpfeifen (auch Lippenpfeifen genannt) und besteht aus Metall. Sie haben das typische Aussehen einer Orgelpfeife und sind auch im Prospekt der Greizer Orgel zu finden. Am oberen Rand der Pfeifenrückseite ist ein Streifen des Pfeifenmaterials herausgeschnitten (es entsteht dadurch der sogenannte Stimmschlitz) und bandartig aufgerollt (Stimmrolle --> s. Foto 2). Je nachdem wie sehr dieses Band auf- oder abgerollt wird, verändert sich die Länge der in der Pfeife schwingenden Luftsäule und der Ton wird höher oder tiefer. Ganz kleine Labialpfeifen lassen sich an der Pfeifenmündung mit einem Stimmhorn stimmen (s. Foto 3). Labialpfeifen aus Holz besitzen an der Rückseite der Pfeifenmündung einen Stimmschieber, der dieselbe Funktion wie die Stimmrolle hat.

Bei gedackten Register, ganz gleich aus welchem Material, gibt es an der Pfeifenmündung ein verschiebbares Ende, welches bei Metallpfeifen 'Hut' und bei Holzpfeifen 'Spund' genannt wird. Durch Verschieben des Huts oder des Spunds lässt sich ebenfalls die Länge der schwingenden Luftsäule, und somit die Tonhöhe, leicht beeinflussen.

Völlig anders verläuft das Stimmen bei den Lingualpfeifen (auch Zungenpfeifen genannt). Sie bestehen aus einem unteren Teil, dem Stiefel, indem sich die namensgebende Zunge befindet, durch deren Schwingung (ausgelöst durch den Orgelwind) sich ein Ton herausbildet. Auf dem Stiefel steckt ein Trichter (der Schallbecher), der in Länge, Form und Material sehr verschieden sein kann (und auch beim Stimmen der Pfeife von Bedeutung ist). Dieser Trichter dient als Resonanzverstärker und trägt maßgeblich zur Klangfarbe und Lautstärke der Pfeife bei. Neben dem Trichter ragt auch noch ein gebogener Draht aus dem Stiefel heraus, die Stimmkrücke. Sie liegt direkt an der schwingenden Zunge an. Verschiebt man den Draht nach oben oder unten, verlängert oder verkürzt sich der schwingende Teil der Zunge, wodurch sich wiederum die Tonhöhe ändert. Auf Bild 4 hat Intonateur Reiner Janke den Kopf solch eines Stiefels in der Hand; die Zunge ist ebenfalls erkennbar.
In unserer Orgel gehören rund 800 Pfeifen zu diesen Zungenregistern, darunter die Pfeifen der Register Posaune 16' und Trompete 8'.

Am Ende dieser Woche, zur Orgeleinweihung am 4. Advent, soll dann der seit Jahrzehnten verschollene Kreutzbach-Jehmlich-Klang wiederhergestellt sein. Wer die Orgel mit ihrer vollen Klangkraft und Vielschichtigkeit hören und erleben möchte, sei hiermit herzlich zum Gottesdienst am 18. Dezember um 10:30 Uhr eingeladen.

Als kleine Vorschau ist hier ein kurzer MDR-Beitrag (2 min) zu unserem Orgelprojekt zu sehen. Mit dabei sind unser Kantor Ralf Stiller sowie Chefintonateur Reiner Janke (s. Fotos 5 & 6)!

Auf dem letzten Foto ist das Touch-Display zur Steuerung der neuen Setzeranlage erkennbar.

Fotos: Dr. Olaf Geidel (Fotos 3, 8), Kirchengemeinde Greiz (Fotos 1 & 2, 4-7, 9)

09. November 2022

7 Uhr am Morgen. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, doch vor der Greizer Stadtkirche laufen bereits die Vorbereitungen für den nächsten großen Schritt des Orgelprojekts. Ein LKW hält mit der Ladefläche direkt vor dem Eingang der Kirche. In ihm steht das zentrale Steuerelement der restaurierten Kreutzbach-Jehmlich-Orgel - der neue Spieltisch von der Firma Ludwig Eisenschmid GmbH. Zusammen mit Dr. Olaf Geidel, unserem Hausmeister Reinhard Limmer und insbesondere dem tollen Team vom Möbelhaus Hierold konnte dieser Spieltisch mit viel Kraft, aber auch mit viel Sorgfalt, ohne Beschädigungen und in zwei Teilen auf die Orgelempore gebracht und wieder zusammengebaut werden. Nachdem die Software auf dem dazugehörigen Tablet sowie die Elektrik eingerichtet und schließlich die noch fehlenden Pfeifen eingesetzt sind, soll der Spieltisch ca. Anfang Dezember bei der anspruchsvollen Gesamt- und Feinintonation des Instruments erstmals seine Arbeit aufnehmen.

Bild 9 zeigt den Spieltisch vor dem fertig eingebauten Orgelprospekt. Alle lackierten Zinkpfeifen sind an ihrem Platz, denn die noch fehlenden Pfeifen im Inneren der Orgel sind allesamt klein genug, um sie durch die Türen im Gehäuse zu transportieren.

Das letzte Foto ermöglicht uns einen Blick in das Innere des rund 450 kg schweren Geräts zu werfen. Während bei rein mechanischen Orgeln die Tasten über kleine Achsen (sog. Abstrakte) und Wellen mit den Tonventilen verbunden sind, übernimmt das bei unserer Orgel komplett die Elektrik, sodass letztlich nur eine Steckverbindung den Spieltisch über ein Kabel mit der Register- und Tastentraktur verknüpft. Dadurch kann der Spieltisch so variabel auf der Orgelempore platziert werden, dass noch genug Platz für ein Chor oder ein Ensemble bleibt und es fortan für das gemeinsame Musizieren deutlich bessere Bedingungen gibt.

Fotos: Andreas Schöpe (Fotos 1-6), Kirchgemeinde Greiz

02. November 2022

In der Werkstatt der bayerischen Firma Ludwig Eisenschmid GmbH aus Andechs (südwestlich von München) wird ebenfalls fleißig für unser Orgelprojekt gearbeitet. Doch hier entstehen keine neuen Pfeifen oder Windkanäle sondern der zukünftige Spieltisch der Orgel. Zwischen den ersten beiden Fotos liegen ca. 15 Tage. Es ist gut erkennbar, wie zu den bereits fertig installierten Manualen auch die Registerwippen, die Pistons (Fußdruckknöpfe), die Crescendowalze und der Schwelltritt dazu kommen. Zum überwiegend aus Eichenholz bestehenden Spieltisch gehört auch ein Tablet, welches sich in der rechten Schublade unter den Manualen befindet und mit dem der Organist zukünftig die Setzeranlage steuern kann. Mit dieser Setzeranlage können die für ein Orgelstück benötigten Registerkombinationen vorab gespeichert werden; das zeitaufwendige Einregistrieren vor einem Konzert entfällt. Zusätzlich ermöglicht die Steuerung der elektrischen Koppeln dem Organisten ein noch farbenreicheres Spiel. (Zur Erklärung der Koppel: Auf jedem der drei Manuale (sowie dem Pedal) kann jeweils nur eine festgelegte Auswahl an Registern genutzt werden. Um dennoch auf dem ersten Manual beispielsweise Register vom zweiten Manual spielen zu können, ist die Koppel notwendig, welche die zusätzlichen Register des zweiten Manuals mit der Spieltraktur bzw. den Tasten des ersten Manuals verbindet.)

Die Mitarbeiter von Freiburger Orgelbau nutzten den vergangenen Monat intensiv zum Einbau der Pfeifen; über die Hälfte der rund 3800 Pfeifen stehen wieder im Orgelgehäuse. Dabei gibt es einige Neuzugänge - Pfeifen, die vor der Restaurierung noch nicht Teil der Orgel waren. Als im Jahre 1919 die Orgel von der Firma Jehmlich maßgeblich erweitert und umgebaut wurde, entschied man sich, u.a. im Pedal zwei Register auszutauschen. Die damals (1919) eingebauten Register Nachthorn 2' und Rauschpfeife 2' ersetzen die Orgelbauer aus Freiburg nun wieder mit neu konstruierten Pfeifen der ursprünglichen, von Richard Kreutzbach geplanten Registern Gedacktbass 8' sowie Quintbass 10 2/3'. Besonders der Quintbass wertet den zukünftigen Bassklang enorm auf. Zusammen mit einem anderen Bassregister (z.B. 16' oder 32') lässt der Quintbass 10 2/3' im menschlichen Ohr sogenannte Kombinationstöne entstehen, indem der Zuhörer nicht nur den Quintabstand hört, sondern auch den Grundton um eine Oktave tiefer wahrnimmt  (obwohl es für diese tiefen Töne dann keine real existierenden Pfeifen im Instrument gibt). Ein kräftigerer und voluminöserer Klang ist die Folge.
Mit der Entscheidung, diese zwei ursprünglichen Bassregister wiederherzustellen, wollen wir das Beste aus verschiedenen Orgelbaugenerationen, zusammen mit heutigen Erkenntnissen, verbinden. So soll die restaurierte Kreutzbach-Jehmlich-Orgel von Tradition zeugen und gleichzeitig ein Symbol für fortschrittlichen Orgelbau sein.

Foto 6 zeigt den neugebauten, aber noch nicht eingebauten Gedacktbass 8'; auf Foto 7 ist der Quintbass 10 2/3' zu sehen, dessen Pfeifen im unteren Teil der Orgel, beidseitig der Spieltischöffnung stehen.

Fotos: Kirchgemeinde Greiz

30. September 2022

Unsere Orgel besitzt eine elektro-pneumatische Traktur. Die Steuerung von Register- und Tonventilen erfolgt daher einerseits durch den Arbeitswind in den Bleirohren und Bälgen, andererseits durch elektrische Bauteile und Schaltungen. Aufgrund dieser Bauweise kann die Orgel ohne Zeitverzögerung (im Gegensatz zu rein pneumatischen Orgeln) sowie mit gleichbleibend leichtgängigen Tasten am Manual (im Gegensatz zu manch älteren, mechanischen Orgeln) gespielt werden. Zurzeit sind die Mitarbeiter von Freiburger Orgelbau damit beschäftigt, die Elektrik in unserem Instrument neu einzurichten und mehrere Kilometer Kabel zu verlegen. Diese neuen Kabel sind im Gegensatz zu vorher gut isoliert und teils in Kabelschächten geführt, sodass die frühere Unordnung mit chaotisch verlegten Kabelsträngen endgültig der Vergangenheit angehört.

Parallel dazu wird das Windsystem weiter ausgebaut. Denn um alle Pfeifen gut erreichen zu können, sind Verbindungsrohre, sogenannte Kondukte, notwendig, die meist entweder aus Blei (Durchmesser ca. 5 - 9 mm) oder aus Plastik (größerer Durchmesser) bestehen. Sie verknüpfen die vom Blasebalg kommenden Windkanäle mit weiter weg liegenden Pfeifenbänken, auf denen oftmals größere Pfeifen stehen, die mehr Platz brauchen. Andere Kondukte führen Wind von den größeren Windkanälen zu separaten Windladen, die sich anderswo im Instrument verteilt befinden.

Auf Bild 5 ist der bereits eingebaute Schwellermotor sichtbar (siehe Markierung), der über einen hölzernen Arm die Leiste mit der Jalousie verschieben (siehe Pfeile) und das Schwellwerk somit öffnen oder schließen kann. Ebenfalls befinden sich die pneumatischen Schleifenapparate für die Pedalregister wieder an ihrem Platz. Werden ihre Registerbälge (mit blauem Papier beklebt) aufgeblasen, verschieben sie die Schleifen (siehe Pfeil) und das jeweilige Register schaltet sich zu.

Für die besonders großen (und tief klingenden) Pfeifen muss zusätzlich Wind vorhanden sein, damit der tiefe Klang ausreichend Volumen hat und eine gute Basis für die höheren Tönen bilden kann. Bisher war der Winddruck für die großen Pfeifen unserer Orgel nicht ausreichend, weshalb zukünftig ein zweiter, kleinerer Blasebalg mehr Wind u.a. für das 32‘-Register bereitstellt.

Auch die Grundintonation der ersten Pfeifen entsteht langsam. Mangels Spieltisch nutzten die Orgelbauer dafür ein Provisorium; eine Art Keyboard, das die ersten verbauten Pfeifen elektrisch ansteuern kann. Der Spieltisch selbst wird wohl erst am Abschluss der Montage, kurz vor Beginn der gründlichen Intonierungsarbeiten, installiert werden. Sein Rohbau steht zwar schon in der Werkstatt von "Freiburger Orgelbau" bereit, doch bei seinen Einzelteilen, wie Manualklaviaturen, Registerzüge, Spielhilfen oder Setzeranlage, ist man auf Zulieferer angewiesen. Zurzeit sieht aber alles danach aus, dass der Einweihungstermin der Orgel am 18. Dezember 2022 (4. Advent) gehalten werden kann!

Fotos: Kirchgemeinde Greiz, Freiburger Orgelbau (Bild 9)

16. September 2022

Anfang September begann die finale Montagephase bei unserem Orgelprojekt, d.h. in den nächsten Wochen werden nach und nach alle Luftkanäle, die Traktur sowie die Elektrik eingebaut, bevor die über dreieinhalbtausend Pfeifen folgen. Weil jedoch die Gemeinde für die Gottesdienste und Konzerte im Herbst den Platz im Kirchenschiff braucht, müssen die Arbeiten zunächst untypisch mit dem Einbau der ersten Prospektpfeifen beginnen, sodass die verbleibenden bereits angelieferten Pfeifen alle auf der Orgelempore zwischengelagert werden können.

Allerdings befindet sich aktuell nur ein Teil der Prospektpfeifen bereits an ihrem Platz. Die großen Lücken sind für den Einbau der vielen Pfeifen hinter dem Prospekt notwendig. Die Pfeifen gelangen hierfür mit einer Hebebühne hinauf zur Orgelempore. Dort müssen sie erst von der Folie, die als Transportschutz diente, befreit werden, bevor die Orgelbauer sie mit vereinten Kräften hinauf zum richtigen Feld in die Pfeifenstöcke setzen. Damit die großen Prospektpfeifen mit einem Gewicht von über 60 kg nicht umfallen, haben sie an ihrer Rückseite kleine Haken, welche die Pfeifen mit den Pfeifenrastbrettern (waagerechte Verstrebungen in den Prospektfeldern) verbinden. Gut zu erkennen sind außerdem die vielen bereits eingebauten Wippmagnete, die an der Unterseite des Oberwerks vor den Bälgchenleisten (auch Membranleisten genannt) sitzen. Diese Magnete sorgen dafür, dass sich beim Drücken einer Taste Membranen anheben und die Ventile zu den Registerkanzellen öffnen, wodurch die Luft zu den Pfeifen gelangt.

Fotos: Kirchgemeinde Greiz

28. Juni 2022

Von wegen Sommerloch - in der Freiburger Werkstatt unserer Orgelbauer finden gerade umfangreiche Arbeiten an den rekonstruierten Registern, dem Windsystem sowie den Prospektpfeifen statt. Bei letzteren wird besonders auch auf die Optik geachtet, denn die Prospektpfeifen werden zusammen mit dem bereits restaurierten Orgelgehäuse einen maßgeblichen Anteil am späteren Aussehen der Orgel haben. Zahlreiche Orgeln in Kirchen und Konzerthäusern besitzen ein Prospekt aus silbrig glänzenden Zinnpfeifen. Solche Pfeifen gab es auch einmal in der Greizer Orgel, bis sie im ersten Weltkrieg im Rahmen der Kriegsmetallspende ausgebaut und eingeschmolzen wurden. Die im Jahr 1919 eingesetzten Zinkpfeifen zeichneten sich zwar durch geringere Materialkosten aus, konnten aber optisch nicht mit ihren Vorgängern mithalten; sie wirkten eher grau und unscheinbar. Nach unserer großen Restaurierung sollen die vordersten Orgelpfeifen jedoch wieder glänzen, ohne dass dabei neue Pfeifen zum Einsatz kommen. Zu diesem Zweck lackieren die Mitarbeiter von "Freiburger Orgelbau" nach entsprechenden Restaurierungsarbeiten die vorhanden Zinkpfeifen mit einer glänzenden Lackschicht. Mit solch einem kleinen Trick können die vormals "grauen" Pfeifen wundervoll strahlen - ganz ohne Zinn.

Im Zusammenhang mit dem aktuell vorherrschenden Materialmangel gibt es nach wie vor ein paar Lieferschwierigkeiten bei Zulieferfirmen. Insbesondere der vor über einem Jahr bestellte Spieltisch mit der speicherprogrammierbaren Steuerung wird sehnlichst erwartet, denn erst mit ihm können die Orgelbauer die Kabel und Magnete mit den Tasten und Registerzügen verbinden. Zusammen mit dem kürzlich gelieferten neuen Gebläse (welches an das schon installierte Windsystem unserer Orgel angeschlossen werden kann) ist es möglich, dass ab Ende Oktober die Intonationsarbeiten beginnen.
Doch zuvor müssen die über 3800 Pfeifen wieder ihren Platz im Instrument finden. Diese Arbeiten starten höchstwahrscheinlich schon im August. Die Vorfreude wächst...   😉

Fotos: Freiburger Orgelbau

 

23. Mai 2022

Die ersten Pfeifen werden wieder eingebaut - und zwar die größten Pfeifen, welche gleichzeitig auch für die tiefsten Töne verantwortlich sind. Sie erreichen eine Höhe von bis zu 5,2 Metern und gehören zum gedackten Register Untersatz 32' (gedackt: der Pfeifenkörper ist am oberen Ende verschlossen).

Die pneumatischen Schleifenapparate (s. Beitrag vom 08. April 2022) haben ebenfalls ihren endgültigen Platz in der Orgel erhalten. Sie sind für die Schleifensteuerung der Pedalregister mittels Bälgen verantwortlich und wurden zuvor in der Freiburger Orgelbauwerkstatt denkmalgerecht restauriert. Sowohl diese Bälge als auch der Windkanal sowie Teile des neuen Blasebalgs sind dank des blauen Dichtungspapiers auf den Fotos 3-7 gut erkennbar.

Außerdem gab es noch ein paar weitere Ausbesserungen am Orgelgehäuse.

Das Team von "Freiburger Orgelbau" konnte (nach rund acht Wochen Arbeit) Ende Mai erneut eine Montagephase in der Greizer Stadtkirche abschließen. Nach aktuellen Planungen folgen die nächsten Schritte im Juli mit dem Einbau weiterer Pfeifen. Es bleibt spannend!

Herzliche Einladung zum Benefizkonzert am 17. Juni 2022, 19:30 Uhr, zugunsten der Restaurierung unserer Orgel! 

Fotos: Kirchengemeinde Greiz

20. April 2022

Eine Orgelrestaurierung besteht aus tausenden kleinen Arbeitsschritten - und das gilt nach den letzten Tagen umso mehr. Denn die Mitarbeiter von "Freiburger Orgelbau" sind zurzeit damit beschäftigt, die Magnetventile zu verbauen. Diese Ventile sitzen vor der Bälgchenleiste, welche den Arbeitswind zu allen Bälgchen ("Ledertaschen") transportiert, die zu einer Taste gehören. Wird eine Taste gedrückt, öffnet sich durch den ankommenden Wind das entsprechende Tonventil und alle Bälgchen für diesen einen Ton in jedem Register blasen sich auf und heben die Kegel für die einzelnen Pfeifen an (aber nur die Register, in deren Kanzellen sich Wind befindet, sind auch hörbar!). Dafür werden in unserer Orgel insgesamt 717 Wippmagnete benötigt. Die restlichen 96 Ventilmagnete sind stärker und öffnen die Schwanzventile in den Schleifladen der Pedalregister.

Auf den Bildern 4 - 6 sind die Arbeiten am Kanaltremulant der Schwebeflöte zu sehen. Bei diesem Register werden eigentlich die Pfeifen der Zartflöte 8' angespielt. Der charakteristische Schwebeflöten-Klang entsteht dann durch periodische Windschwankungen, die ein "Beben" bzw. Vibrieren in der Tonhöhe auslösen. Dazu strömt der Wind im Kasten durch ein Ventil (schräge Holzklappe), welches abwechselnd aufschwingt und durch ein federndes Gewicht (breiter Metalldraht) wieder zufällt.

Fotos: Kirchengemeinde Greiz

 

13. April 2022

Kurz vor Ostern herrscht Hochbetrieb auf unserer Orgelbaustelle. Für die Kegelventile der Manualpfeifen mussten ungeplant ca. 1500 Verbindungsstifte (auch 'Stecher' genannt) mit den Holzmuttern erneuert werden, weil viele der ursprünglichen Stecher stark angerostet waren und sich nicht mehr bewegen ließen. Die Stecher schieben bei Betätigung einer Taste das jeweilige Kegelventil nach oben, sodass Luft aus der Registerkanzelle in die Windführungen zu den Pfeifen gelangen kann.

Parallel dazu schleifen die Orgelbauer sämtliche Windkanäle ab, machen die Kanzellenmechanik gut gangbar und bessern rissige Stellen im Holz aus. Der Blasebalg wird ebenfalls neu beledert, sodass er endlich wieder die gesamte Luft in die Windkanäle führen kann und es keine undichten Stellen mehr gibt. 

Auf den Bildern 7 und 8 sind Entlüftungsklappen für Registerkanzellen zu sehen. Wenn der Organist später ein Register ausschaltet, wird die entsprechende Klappe mit dem Holzstecher hoch gehoben und die noch in der Kanzelle strömende Luft direkt abgeleitet ("entlüftet").

Demnächst sollen auch die Jalousieflügel im Schwellwerk besser abgedichtet werden; sie schließen nicht hundertprozentig ab.

Währenddessen sind wir sehr glücklich, dass im Februar die Sicherung der Orgelrückwand so gut umgesetzt werden konnte (u.a. dank unseres Hausmeister Reinhard Limmer). Bei all der noch bevorstehenden Arbeit sind die bereits erreichten Fortschritte an der Orgel deutlich sichtbar.

Fotos: Kirchengemeinde Greiz

11. April 2022

Hier wird gerade ein Zimmer frei...
Seit Jahren schon machte der alte, reparaturanfällige Greika-Motor Probleme. Trotz seines "Verstecks" hinter einer großen schallgedämpften Tür auf der ersten Empore, war dieses monströse Gerät zudem alles andere als leise. Grund genug diesen Motor im Zuge der Restaurierung auszutauschen. Unter den wachsamen Augen des bekannten Organisten Matthias Eisenberg, der uns bereits seit längerem bei unserem Orgelprojekt unterstützt, konnten die vier Orgelbauer den unhandlichen Motor bergen und ihn mit der Hebebühne von der Empore schaffen. Seine letzte Ruhe fand der alte Greika-Motor auf einem Schrottplatz in Mohlsdorf.
Sein Nachfolger wird zukünftig direkt im Untergehäuse der Orgel platziert sein. Die passende Motorkiste steht dafür schon bereit (siehe Eintrag vom 28. März 2022).

Fotos: Kirchengemeinde Greiz

 

08. April 2022

Die erste große Montagephase hat begonnen! Zunächst steht die Reinigung und Restaurierung der Pfeifenstöcke und der Pfeifenrastbretter an. Auch eine der größten Pfeifen der gesamten Orgel - Ton c des Registers Untersatz 32' - muss vor Ort bearbeitet werden; diese Pfeife war schlichtweg zu groß für den Transport in die Werkstatt.

Im Kirchenschiff stehen die pneumatischen Schleifenapparate (für das Pedalwerk) bereit, deren Restaurierung schon abgeschlossen ist (siehe letzten beiden Bilder). Sie sind eine echte Besonderheit unseres Instruments, denn das Pedalwerk besitzt Schleifladen, die eigentlich mechanisch über bewegliche Winkel und Wippen bedient werden. Als im Jahr 1919 die Firma Jehmlich die Greizer Orgel umbaute und erweiterte, stellte sie die Traktur auf Pneumatik um, beließ jedoch auch die Schleifen in den Pedalregistern. Dadurch war es notwendig, die ursprüngliche Mechanik zur Schleifensteuerung schließlich mit Bälgen zu ersetzen. Damit die Bälge genügend Kraft zum Verschieben der Schleifen haben, reichte die Luft von einem Balg allein jeweils nicht aus, sodass kleinere Hilfsbälge (siehe letztes Bild) zusätzlich Luft in die größeren Bälge pumpen können. Das blaue Papier auf den Bälgen dient der Luftabdichtung.

Fotos: Kirchengemeinde Greiz

28. März 2022

Vor dem Ausbau unserer restaurierungsbedürftigen Kreutzbach-Jehmlich-Orgel war bei jedem Einsatz des Instruments ein charakteristisches Geräusch hörbar: das Aufheulen des Motors nach dem Einschalten der Orgel. Der aus Greika-Beständen stammende Motor wurde hinter einer schallgedämpften Tür an der Rückseite der 1. Empore (direkt unter der Orgel) verbaut und betrieb das Gebläse, welches für den nötigen Wind im Windkanal sorgt. Der Motor war jedoch nicht nur laut (trotz Schalldämpfung), sondern durch sein Alter auch entsprechend reparaturanfällig. Die Instandsetzung gestaltete sich immer wieder kompliziert, nicht zuletzt durch die Lage des Motors.
In der restaurierten Orgel streben wir eine passendere Lösung an. Ein komplett neuer, wesentlich leiserer Motor wird in einer Motorkiste (Bild 1) direkt im Instrument installiert. Dadurch wird das gesamte Gebläsesystem deutlich übersichtlicher und die Lärmbelästigung reduziert.

Auf den restlichen Bildern sieht man in der Orgelwerkstatt die Pfeifen der Register Oktav 4' (dunkle Farbe, alter Bestand) und Gedacktbass 8' (helle Farbe, neu konstruiert). Diese Register teilen sich fortan aus Platzgründen einen Pfeifenstock.

Fotos: Freiburger Orgelbau

05. März 2022

Bereits vor zwei Wochen erreichten uns neue Bilder aus der Freiburger Orgelbauwerkstatt. Sie zeigen die Fortschritte an den Einzelbestandteilen der Windlade für die Pedalregister. Diese Windlade basiert bei unserer Orgel auf einer Schleiflade. In diesem Fall geschieht das Ein- und Ausschalten eines jeden Registers über verschiebbare Holzleisten (die "Schleifen"), welche von den Registerzügen des Spieltischs gesteuert werden. Die Aktivierung der Register wird elektro-mechanisch, u.a. über sogenannte Wippen (s. Bild 2), an die Schleifen übertragen. Neben der Schleiflade gibt es noch weitere Ladenformen, wie z.B. die Kegellade. In unserer Orgel arbeiten die Windladen der drei Manuale mit solchen Kegelladen.
Auf Bild 3 sind im Ventilkasten die Tonventile zu sehen, welche den Wind in die jeweilige Tonkanzelle transportieren. 

Währenddessen konnte die "Rinn & Volkland GbR" die Restaurierungsarbeiten am Orgelgehäuse weitestgehend abschließen. Durch die gründliche Reinigung der Oberfläche sowie die Ausbesserung von Schäden an Gehäuse und Goldverzierungen wirkt das Orgelgehäuse viel frischer und geradezu majestätisch. Der Einbau von Windladen, Traktur und Pfeifen kann beginnen!

Fotos: Freiburger Orgelbau (Fotos 1-3), Kirchengemeinde Greiz

15. Februar 2022

Der obere Abschnitt des Orgelgehäuses ist bereits in Stand gesetzt; alle Oberflächen sind gereinigt und gewachst; die Farbe, die Goldverzierungen und der Stuck  (z.B. an den Säulenkapitellen) sind ebenfalls erneuert. Diese Arbeiten der "Rinn & Volkland GbR" verliefen schneller als geplant, wodurch ein Teil des Gerüsts eher abgebaut werden kann. Das Ergebnis ist beeindruckend und auch auf den Bildern gut erkennbar: Unsere Orgel beginnt regelrecht zu strahlen.
Es folgen nun die Restaurierungen der Gehäusewände und -säulen im unteren Bereich.

Außerdem hat unser Hausmeister Reinhard Limmer die Sicherungsbohrungen in der Rückwand abgeschlossen und unterstützt die Arbeiten an den Kapitellen. 

Fotos: Kirchengemeinde Greiz

03. Februar 2022

Die Überarbeitung des Orgelgehäuses durch "Rinn & Volkland GbR" geht voran. Bisher wird die Oberfläche des Gehäuses "nur" gereinigt und gewachst; dennoch ist bereits eine deutliche Verbesserung zu sehen. Die Farben auf dem Holz sind klarer und heller (s. zweites Bild). Unglaublich, wie das Gehäuse in den letzten 100 Jahren verschmutzt ist.

Dennoch reicht putzen allein nicht und es dürften auch bald Ausbesserungen notwendig sein, besonders an den Goldverzierungen.

Währenddessen melden die Orgelbauer aus Freiburg, dass der Zustand der Pfeifen noch schlimmer ist als gedacht. Um die dadurch größer werdende Finanzierungslücke (35 000 - 50 000 €, je nach Fördermittelzusagen) schließen zu können, hoffen wir weiterhin auf Spenden. Das Spendenkonto lautet:
Evang. Kirchgemeinde Greiz, IBAN DE18 8305 0000 0000 6015 51,
Verwendungszweck: Orgelsanierung Stadtkirche

Der bisher angepeilte Termin zur Fertigstellung des gesamten Projekts kann, nach aktuellem Stand, gehalten werden und liegt in der diesjährigen Adventszeit.

Fotos: Kirchengemeinde Greiz

27. Januar 2022

Nun ging es ganz schnell: die komplette Orgel ist für die nächsten Arbeitsschritte eingerüstet. An der Rückwand des Instruments sind bereits beim Pfeifenausbau mehrere Risse im Putz aufgefallen. Um die Stabilität der Orgelempore zu gewährleisten und eine erneute Rissbildung in dieser Wand zu verhindern, kümmert sich Herr Limmer um sichernde Bohrungen, die schräg ins Mauerwerk führen sollen sowie um einen neuen Putz.
Bei der Begehung der fast komplett ausgeräumten Orgel fallen immer wieder alte Notizzettel auf, die teils aus den 1930er Jahren stammen oder noch älter sind. Daran sieht man, dass ein derart bedeutendes Instrument eine Aufgabe für viele Generationen ist und vorherige Restaurierungen oder Umbauten stets im Kontext der damals vorherrschenden Sachkenntnis bewertet werden müssen!

Erstmals starten zudem auch Arbeiten am Orgelgehäuse, dessen Optik ebenfalls großen Einfluss darauf hat, wie das fertige Instrument schließlich wirkt. Wir freuen uns, dass diese Aufgaben die Firma Rinn & Volkland GbR (Eisenberg), Fachbetrieb für Denkmalpflege, übernimmt.

Unser Kantor Ralf Stiller ist jedenfalls voll zufrieden mit den Fortschritten der Orgelrestaurierung! 🙂

Fotos: Kirchengemeinde Greiz

18. Januar 2022

Zum zweiten Mal kommen die Mitarbeiter von "Freiburger Orgelbau" nach Greiz, um Orgelteile abzubauen und in die Werkstatt zu bringen. Dieses Mal sind die verbleibenden Prospektpfeifen dran, deren Höhen teilweise über 5 Meter betragen. Dank einiger ehrenamtlicher Helfer, unserem Kantor Ralf Stiller sowie unserem Hausmeister Reinhard Limmer konnten nach und nach die Pfeifen aus der Halterung gelöst und auf die Orgelempore abgesenkt werden. Die Helfer lassen die Pfeifen vorsichtig per Seil und mit viel Achtsamkeit in den Kirchraum hinunter, um sie von da aus in den Transporter zu verladen.

Außerdem müssen die tiefen und schweren Holzpfeifen, die im hintersten Teil der Orgel stehen, verschoben werden. Der Platz ist notwendig, damit Herr Limmer den Putz an der Rückwand erneuern sowie stabilisierende Arbeiten durchführen kann.

Fotos: A. Schöpe, Thorsten Heckmann, Freiburger Orgelbau (letzten zwei Fotos)

Anfang Januar 2022

Zu Beginn des neuen Jahres übernimmt unser Hausmeister Reinhard Limmer die Aufgabe, die ca. 15 cm hohe Stufe auf der Orgelempore zurückzubauen. Dieses scheinbar kleine Detail wird in Zukunft deutliche Auswirkungen auf das Musizieren haben, da der neue Spieltisch dann unkompliziert je nach Bedarf in die passendste Position geschoben werden kann. Insbesondere bei Aufführungen, wo sich neben dem Organisten auch andere Instrumentalisten oder Sänger auf der Orgelempore aufhalten, erleichtert die fehlende Stufe die Aufstellung und die Organisation der Musiker.

Foto: Reinhard Limmer

30. November 2021

Es gibt wieder Neuigkeiten aus Freiburg - die Arbeiten an den Pfeifen haben begonnen! Zu Beginn müssen die über 3000 Pfeifen sortiert werden, damit sich anschließend die Orgelbauer ein genaues Bild vom Zustand jedes Pfeifenkörpers machen können. All dies wird vor allem von Chefintonateur Reiner Janke geleitet und betreut. Er arbeitet für jedes Register ein Intonationskonzept aus, sodass sich sowohl Tonhöhe als auch Klangfarbe jeder Pfeife in den späteren Gesamtorgelklang gut einfügen. Der Intonateur passt dafür mehrere Faktoren einer jeden Pfeife an, z.B. Labiumbreite, Fußlochgröße oder Aufschnitthöhe. Diese Parameter beeinflussen wiederum Pfeifenansprache, Tonkraft, Klangschärfe sowie Verschmelzungsfähigkeit des Pfeifenklangs.

Parallel dazu werden alle Lederteile erneuert, die Schleifladen (= Bauteile zur Registersteuerung) restauriert und die Magnete (zur Schleifensteuerung) ersetzt. Hinzu kommt die Reinigung der Zungennüsse (bzw. -köpfe), welche mit Bleizucker (Korrosion) befallen sind (s. letztes Bild).

Fotos: Freiburger Orgelbau

19. Oktober 2021

Wir bekommen erste Bilder aus der Orgelwerkstatt. Während die Pfeifen zunächst in Regalen eingelagert werden, beginnt die Überarbeitung der ersten pneumatischen Teile sowie der Bälge. Die dringend nötige Reinigung der Orgelpfeifen kann erst im November anfangen, da "Freiburger Orgelbau" zunächst vier andere Orgelprojekte in Deutschland (u.a. die Chororgel in Kahla) abschließen muss. Erst wenn die Pfeifen geputzt sind und etwaige Schäden ausgebessert werden konnten, ist es möglich ab Dezember mit der Intonation zu beginnen.

Aktuell ist geplant, die restaurierten Teile im Frühjahr 2022 zurück nach Greiz zu bringen, um dann auch die Restaurierungsarbeiten an den Windladen der Orgel vor Ort durchzuführen.

Fotos: Freiburger Orgelbau

01. Oktober 2021

Der Ausbau aller Orgelteile ist voll im Gang. Die Mitarbeiter von "Freiburger Orgelbau" holen noch eine Woche lang Ventile, Relais, Schleifen, Pfeifenrastbretter und vor allem die über 3700 Pfeifen aus der Orgel heraus. Um die großen Lasten von der Orgelempore hinunter in den Kirchraum transportieren zu können, ist eine spezielle Hebebühne notwendig (s. erstes Bild). Die größten Pfeifen (32') verbleiben im Instrument und sollen vor Ort restauriert werden. Das Prospekt bleibt zunächst größtenteils bestehen und folgt im neuen Jahr den anderen Pfeifen nach Freiburg. 

Dank vieler Gemeindemitglieder war zudem die Unterbringung und Versorgung der Orgelbauer gewährleistet, die sich in unserer Stadt sehr wohl fühlten.

Fotos: Kirchengemeinde Greiz

September 2021

Bald geht es los - zur Dokumentation werden noch ein paar letzte Bilder aus der alten Orgel aufgenommen. Auf dem ersten Blick sehen viele Bereiche im Gehäuse noch vergleichsweise ordentlich aus; die meisten Schäden und Unzulänglichkeiten bemerkt man erst bei genauerer Betrachtung: Lose Kabel, alte Relais, zerdrückte Windkanäle, defekte Schwellersteuerung und undichte Ventile. Auch dass mehrere hundert Pfeifen beschädigt oder massiv verstimmt sind, kann man zunächst in den geordneten Registerreihen nicht erkennen. Doch Gemeindemitglieder, Organisten, Orgelsachverständige und Orgelbauer sind sich einig - dieses Instrument muss gründlich und aufwendig überarbeitet werden.

Die Zeit des Wartens ist nun vorbei, denn schon in der nächsten Woche beginnen die Arbeiten. Wir sind sehr gespannt, wie das Innere der Orgel nach der Restaurierung aussieht.

Dezember 2019

Endlich ist es geschafft! Seit Mitte des Monats ist der Vertrag zur Restaurierung der Greizer Kreutzbach-Jehmlich-Orgel unterschrieben und die Finanzierung gesichert. Wir sind stolz, dass wir für unser Projekt die Orgelbaufirma „Hartwig & Tilman Späth“ aus Freiburg gewinnen konnten. Das international erfolgreiche Unternehmen wird die Arbeiten am Instrument voraussichtlich im Jahr 2022 abschließen.

Der Weg bis zu diesem Zwischenerfolg war sehr lang. Schon vor 20 Jahren machten sich die damaligen Mitglieder des Kirchbauvereins Gedanken bezüglich der erforderlichen baulichen Maßnahmen an der Orgel. Wesentlich Intensiviert wurden diese Bemühungen ab 2013 durch Kantor Ralf Stiller und Pfarrer Michael Riedel, mit Unterstützung von Dr. Olaf Geidel und dem Orgelsachverständigen Stefan Feig, die sich für die Umsetzung der dringend notwendigen Restaurierung einsetzten. Zahllose Schreiben und Formulare an verschiedenste Ämter und Gremien mussten in den vergangenen sechs Jahren (!) verschickt sowie lange Verhandlungen geführt werden. Auch wenn es noch zwei Jahre dauert, sind wir unglaublich froh, der Kirchgemeinde Greiz sowie allen Greizern und Musikinteressierten bald ein vollständig überarbeitetes Instrument vorstellen zu dürfen, welches dann nach mehreren Jahrzehnten des Verfalls endlich wieder seine klanglichen Möglichkeiten voll ausschöpfen kann.