Die Restaurierung der großen Kreutzbach-Jehmlich Orgel in der Greizer Stadtkirche

Im Dezember 2019 war der Vertrag zur Restaurierung der Greizer Kreutzbach-Jehmlich-Orgel unterschrieben und die Finanzierung gesichert. Wir sind stolz, dass wir für unser Vorhaben die Orgelbaufirma Freiburger Orgelbau „Hartwig & Tilmann Späth“ gewinnen konnten. Das international erfolgreiche Unternehmen schloss die Arbeiten an der Orgel Ende 2022 ab und ergänzte so die vielfältige vogtländische Orgellandschaft (z.B. Silbermann-Orgeln in Fraureuth und auf Schloss Burgk oder Jehmlich-Orgeln in Zeulenroda und Plauen) um ein weiteres restauriertes Instrument. Zudem stellte die Restaurierung den letzten Abschnitt der vor über 15 Jahren begonnenen Renovierung des Kircheninnenraums dar. Die Greizer Orgel kann nun wieder ihren gesamten romantischen Klangcharakter entfalten und möchte zahlreiche Besucher sowie Musiker aus dem In- und Ausland willkommen heißen. Dadurch wird die Stadtkirche auch als kirchenmusikalisches und geistliches Zentrum gestärkt und die Präsenz der Kirchgemeinde im kulturellen Leben der Stadt gefördert.

Wir bitten herzlich um Ihre Unterstützung in Form einer Spende!
Evang. Kirchgemeinde Greiz, IBAN DE18 8305 0000 0000 6015 51,
Verwendungszweck: Orgelsanierung Stadtkirche
(Wer eine Spendenquittung möchte, muss dafür bitte seine Adresse mit angeben!)

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Im Gemeindebüro ist außerdem noch die Festschrift mit vielen Fotos und Fakten zur Orgelrestaurierung erhältlich!

Der Weg bis zum unterschriebenen Orgelbauvertrag war sehr lang. Schon in den 1990er Jahren machten sich die damaligen Mitglieder des Kirchbauvereins Gedanken bezüglich der erforderlichen baulichen Maßnahmen an der Orgel. Wesentlich intensiviert wurden diese Bemühungen ab 2013 durch Kantor Ralf Stiller und Pfarrer Michael Riedel, unterstützt von Dr. Olaf Geidel und dem Orgelsachverständigen Stefan Feig, die sich sehr für die Umsetzung der dringend notwendigen Restaurierung einsetzten. Zahllose Schreiben und Formulare an verschiedenste Ämter und Gremien mussten in den folgenden sechs Jahren (!) verschickt sowie lange Verhandlungen geführt werden.
Wir sind unglaublich froh, der Kirchgemeinde Greiz sowie allen Greizern und Musikinteressierten nun endlich ein vollständig überarbeitetes Instrument vorstellen zu dürfen, welches nach mehreren Jahrzehnten des Verfalls wieder seine klanglichen Möglichkeiten voll ausschöpfen kann. Die einzelnen Fortschritte des Projekts sind in unserem ➔ Orgelblog nachlesbar!

Der Zustand der Orgel unmittelbar vor und nach der Restaurierung

Die Greizer Kreutzbach-Jehmlich-Orgel war spätestens ab 2010 aufgrund von Alters- und Verschleißerscheinungen stark sanierungsbedürftig. Von den insgesamt 63 Registern funktionierten vor Restaurierungsbeginn lediglich knapp 30 Register relativ störungsfrei; zahlreiche Pfeifen waren verbeult, undicht oder fehlten ganz und viele Register wiesen eine völlig unzureichende Intonation auf. Weiterhin war die Schwellersteuerung seit Jahren defekt, die Elektrik veraltet, das Gebläse undicht und nicht schallgedämpft sowie das Orgelgehäuse, die Kanäle und die meisten Relais schadhaft. Hinzu kam die starke Verschmutzung des gesamten Instruments, insbesondere aber beim Pfeifenwerk und den Windladen, als auch größerer Schimmelbefall in vielen Bereichen der Orgel.

Konkret hieß es 2016 in einem Gutachten des Orgelsachverständigen:

„Der Zustand der Orgel hat sich seit der Begutachtung 2010 nochmals verschlechtert. Das Leder der Bälge ist inzwischen komplett verschlissen, der Zustand des elektrischen Spieltisches hat sich weiter verschlechtert. Die Orgel ist stark verschmutzt. Intonation und Stimmung befinden sich durch mangelnde Windversorgung und starke Verschmutzung in einem katastrophalen Zustand. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Orgel ihren Dienst vollkommen versagt.Elektrische Bauteile der Traktur sind ein Sicherheitsrisiko für die Kirche und stellen eine Brandgefahr dar.
Eine Umfassende Sanierung der Orgel wird deshalb dringend angeraten und sollte in nicht allzu ferner Zeit erfolgen.“

Die Bilder aus dem Inneren der Orgel belegen den damaligen schlechten Zustand. (zum Vergrößern bitte anklicken).

 

Durch die sorgfältige Restaurierung verbesserte sich der Zustand der Orgel grundlegend. Das Instrument ist wieder voll funktionsfähig!

Die Vorgehensweise bei der Restaurierung

Die Restaurierung umfasste konkret folgende Punkte:

  • Ausbau aller beweglichen Teile und Transport in die Orgelwerkstatt zur Restauration und Erneuerung
  • Reinigung aller Orgelteile, insbesondere der Pfeifen
  • Oberflächenreinigung in der Orgel zur Schimmelentfernung
  • Restaurierung des gesamten Pfeifenwerks, Instandsetzung von Undichtigkeiten, Richten aller beschädigten Pfeifenmündungen und Stimmvorrichtungen
  • Wiederherstellung einer verbesserten Version der Disposition von 1919: beinhaltet Rekonstruktion zahlreicher Pfeifen und Register wie z.B. der Quintbass 10 2/3' im Pedal
  • Komplette Rekonstruktion der Prospektpfeifen (möglichst passend zum historischen Vorbild des Orgelbauers Richard Kreutzbach)
  • Ausbessern von Schäden am Gehäuse
  • Neubau eines dreimanualigen Spieltischs, der auf einem fahrbaren Podest steht. Das Design des neuen Spieltischs lehnt sich an das Aussehen historischer Spieltische von Kreutzbach an. Das Gehäuse wurde aus Eichenholz gefertigt und beinhaltet auch ein Schubfach mit einem Touch-Display für die elektronischen Setzeranlage.
  • Reinigung und Restaurierung der Windladen, Überprüfung der Ventile, Austausch der Ledermembranen
  • Einbau einer neuen, schallgedämpften Gebläseanlage, Überprüfung der Kanäle und des Blasebalgs auf Dichtigkeit
  • Erneuerung aller elektrischen Bauteile und der kompletten elektrischen Verkabelung, Ausstattung mit doppelter Isolierung
  • Einbau eines neuen Schwellermotors, Erneuerung defekter Teile zur Steuerung der Jalousien
  • überarbeitete Intonation bei bestehenden und neuen Registern
  • abschließend eine komplette Funktionsüberprüfung nach Montage der restaurierten Teile, mit Generalstimmung

Der zweiwöchige Ausbau der Orgelteile begann im September 2021. Nahezu alle Teile wurden zur Restaurierung in die Orgelwerkstatt nach Hugstetten, einem Ortsteil der Gemeinde March (bei Freiburg im Breisgau), gebracht. Die Endmontage und Fertigstellung des Projekts fand im Dezember 2022 statt. Am 18. Dezember 2022 konnte die restaurierte Kreutzbach-Jehmlich-Orgel in einem Gottesdienst feierlich eingeweiht werden. Infos zur Restaurierung befinden sich auch auf der Website des Freiburger Orgelbaus.
Auf der rechten Seite sind eine Designstudie sowie mehrere Fotos des neuen Spieltischs zu sehen (zum Vergrößern bitte anklicken!). In ihm mischen sich Elemente des deutsch-romantischen Orgelbaus mit Merkmalen einer modernen Neuschöpfung. Das schmale und vergleichsweise niedrige Gehäuse erlaubt einerseits den Sichtkontakt zu anderen Musikern und ermöglicht andererseits eine gute Erreichbarkeit aller Registerwippen, Koppeln oder Spielhilfen. Die Konstruktion des Spieltischs übernahm die bayerischen Firma Ludwig Eisenschmid GmbH aus Andechs (südwestlich von München).